Geheime Unterredung

Die Abendluft ist mild und noch erfüllt von dem Duft verschiedener Blumen, die schon fast geschlossen sind. Vögel singen ihre Abendlieder. Die Sonne ist schon hinter dem Horizont verschwunden, aber ihre letzten Strahlen färben den Himmel feuerrot ein. Umgeben von Palmen, Zypressen, Hennasträuchern, Maulbeer- und Granatapfelbäumen wartet Michal im Garten auf ihren Bruder und erfreut sich an dem wunderschönen Naturschauspiel. Sie hört leise Schritte hinter sich und dreht sich um.
„Hallo Jonathan,“ begrüßt sie ihren Bruder mit gedämpfter Stimme.
„Hey Michal. Hast du lange warten müssen?“ erkundigt sich dieser.
„Schon in Ordnung. Ich habe den Abend genossen, da ist mir nicht langweilig geworden. Warum hast du mich hierher bestellt?“
Jonathan atmet tief durch, bevor er mit der Erklärung beginnt. „Du hattest Recht, was Saul und David angeht. Ich hatte versucht, David an die königliche Tafel zu holen, aber er hatte Angst, dass Papa ihn töten würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass David so sehr in Gefahr ist. Erst, als Papa den Speer nach mir warf, wurde es mir klar …“
„Du hast David getroffen?“ unterbricht sie ihn.
„Ja, und ein Zeichen vereinbart, damit er weiß, ob er fliehen muss oder ob seine Angst unbegründet ist. Vielleicht hast du mitbekommen, dass ich heute Bogenschießen war.“
„Hmm. Naja, so ein bisschen … ach stimmt, da war ja was! Der Junge kam allein mit deinem Bogen zurück. Er sagte, du hättest ihn vorgeschickt,“ fällt Michal ein.
„Genau. Als er weg war, habe ich mich von David verabschiedet,“ bestätigt Jonathan, wobei sich die Trauer über den Abschied von seinem besten Freund in seinem Gesicht abzeichnet.
„Ich vermisse ihn auch. Sehr sogar. Ich kann nicht mehr richtig schlafen,“ sagt Michal bekümmert.
„Ich wollte sowieso immer mal wieder nach David schauen. Dann kann ich dich auch auf dem Laufenden halten, wo er sich aufhält und wie es ihm geht.“ Jonathan lächelt seiner Schwester aufmunternd zu.
„Danke, das wäre super.“ In Michal keimt Hoffnung auf. „Könntest du mir Bescheid geben, wenn du David aufsuchst? Dann könnte ich dir Botschaften von mir für ihn mitgeben.“
„Kein Problem. Ich werde es dir sagen. Vorausgesetzt, es bringt unseren besten Freund nicht in Gefahr,“ meint ihr Bruder. „Lass uns gehen. Es ist kühl geworden und man kann schon bald die ersten Sterne sehen.“

Ein Gedanke zu „Geheime Unterredung

  • 2. Mai 2016 um 21:53
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    Eure Geschichte gefällt mir. Ihr macht euch Gedanken. Weiter so.

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