Es klopft an ihrer Zimmertür. „Herein,“ sagt sie abwesend. Jonathan betritt das Zimmer.
„Hallo Michal. Sag mal, hast du Lust, morgen einen Ausflug zu machen?“
„Du auch? Ich habe gerade einen Brief bekommen. Einer der Boten des Königs hat mich auf einen Ausflug morgen eingeladen.“ Sie fühlt sich sichtlich unwohl.
„Von welchem Boten ist der Brief denn?“ fragt Jonathan neugierig.
„Von Palti.“
„Lajischs Sohn?“
„Ja. Kennst du ihn?“ fragt sie erstaunt.
„Ja. Er ist ein ganz netter Kerl. Ich habe schon öfter was mit ihm unternommen und ich kann dir versichern, dass man mit ihm viel Spaß haben kann. Er kennt wunderschöne Orte. Wir könnten ja gemeinsam was machen. Wie sieht’s aus? Hast du Lust?“
„Hm … Na gut, ich komme mit,“ meint Michal zögerlich. „Im Brief steht, dass er mich bei Sonnenaufgang an den Ställen erwartet.“
„Kein Problem. Ich freue mich schon auf Morgen. Ich muss jetzt gehen. Werde noch was mit Palti besprechen. Wohin wir reiten und was wir machen und so. Wir sehen uns,“ verabschiedet sich ihr Bruder schnell und verschwindet aus dem Zimmer, ohne auf eine Antwort zu warten.
Die Sonne steigt gerade als leuchtend roter Ball über den Horizont als sich Michal zu den Ställen begibt. Einige Pferde wiehern leise und schnauben, andere schlafen noch. Die Stallknechte sind noch nicht aktiv, weshalb Michal dort nicht viele Menschen erwartet. Als sie um die Ecke des ersten Stalls biegt, sieht sie drei Gestalten vor dem zweiten Stall warten. Es sind Jonathan, ein Stallknecht und der Bote Palti. Sie winken ihr zu.
Er ist es tatsächlich, denkt Michal, als ihr das rote Haar des Boten auffällt und sie spürt wieder den alten Ärger über seine Feigheit in sich aufsteigen. Doch dann denkt sie, das ist es nicht wert. Ich schneide mir nur ins eigene Fleisch, wenn ich diese negativen Gefühle hege. Gott, bitte nimm du meine schlechten Gefühle und den Groll weg. Gib mir stattdessen deinen Frieden. Sie atmet tief durch und lässt mit dem nächsten Schritt ihre negativen Gefühle los.
„Guten Morgen, Prinzessin,“ begrüßt Palti sie, „Ich hoffe, Ihr seid gut ausgeschlafen.“
„Danke, das bin ich.“
Auch Jonathan begrüßt seine Schwester herzlich und der Stallknecht verbeugt sich.
„Lasst uns schnell die Pferde satteln und etwas Proviant mitnehmen. Wir werden erst Abends zurückkommen,“ meint der Bote.
Dank der Hilfe des Stallknechts sind die Pferde innerhalb kurzer Zeit gesattelt und mit Essen und Trinken für den Tag beladen.
„Ist es ok, wenn er auch mitkommt?“ fragt Jonathan, wobei er mit dem Kopf in Richtung des Stallknechts nickt.
„Klar,“ meint Michal, „Wie heißt er denn?“
„Ich bin Levi,“ meldet sich dieser zu Wort. „Schön Sie kennenzulernen, Prinzessin.“ Er verbeugt sich.
„Wie wäre es, wenn ihr euch unterwegs weiter unterhaltet?“ schaltet sich Palti ein und schwingt sich demonstrativ auf seinen Fuchs. „Wir haben heute viel vor!“
„Wohin geht es denn?“ will Michal wissen.
„Lass dich überraschen,“ meint Palti mit einem Zwinkern.