Ihr Herz setzt für einen Moment aus, nur um dann umso schneller weiter zu schlagen. Mit weichen Knien betritt Michal den Raum nach den Männern, die Davids Bett tragen. Noch ist keinem aufgefallen, dass eine Statue darin liegt. Doch das wird sich jeden Moment ändern.
Saul ist von seinem Thron aufgestanden und geht den Boten wenige Schritte entgegen. Er greift nach seinem Schwert, das er an seiner linken Seite trägt. Die Männer stellen das Bett vor ihm ab, verneigen sich und treten zur Seite.
„David, mein alter Freund, bist du etwa krank? Das tut mir aber leid.“ Michal kann den Hohn in der Stimme ihres Vaters nicht überhören.
Während Saul Davids Bett langsam umkreist zieht er sein Schwert aus der Scheide. „Gestern ging es dir doch noch gut. Und jetzt…? Warum bist du plötzlich krank?! … Sprich gefälligst mit mir!“ Saul ist laut geworden.
„Der ist schon die ganze Zeit so stumm. Er hat sich während der ganzen Zeit nicht mal bewegt. Wirkt wie tot,“ sagt der rothaarige Mann.
„Was du nicht sagst.“ Saul hat die Decke zurückgeschlagen. Während er wortlos auf den Terafim starrt, dem das Büschel Ziegenhaar vom Kopf gerutscht ist, steigt ihm die Zornesröte ins Gesicht. Ein Raunen läuft durch den Raum. Alle Augen richten sich auf Michal, die nahe an der Tür steht, um im Notfall fliehen zu können. Saul geht in schnellen großen Schritten auf sie zu und hält sie mit einer Hand fest. „Warum hast du mich so betrogen und meinen Feind fliehen lassen?!“ fragt er sie mit donnernder Stimme.
Seine Tochter ist einen Augenblick lang wie gelähmt vor Angst, doch dann hat sie den rettenden Einfall: „Er hat mir gedroht, mich zu töten, wenn ich ihn nicht gehen lasse.“ Mit vor Angst geweiteten Augen sieht sie ihren Vater an. Der lässt sie los, stößt sie von sich und befielt: „Schafft mir diese Puppe aus den Augen!“ wobei er mit der Spitze seines Schwertes auf den Hausgötzen in Davids Bett zeigt.
[Fortsetzung folgt…]